Es überrascht einen schon ein wenig, dass ausgerechnet der Sohn von Thilo Sarrazin, von dem der die Sozialpolitik der Bundesrepublik verteufelt und an andere Menschen besonders hohe Maßstäbe setzt, selber einen Sohn hat, der von Hartz 4 lebt.
Wir erinnern uns: Im Jahre 2008 gab er Tipps, wie ALG-II-Empfänger sich mit Billig-Schrippen, Kartoffelsalat und Co für weniger als vier Euro pro Tag ernähren könnten und 2009 sagte er zum Umgang Arbeitsloser mit Energie und empfahl ihnen einen dicken Pullover – wie früher:
„‚Hartz-IV‘-Empfänger sind erstens mehr zu Hause; zweitens haben sie es gerne warm, und drittens regulieren viele die Temperatur mit dem Fenster“.
[…]“Wenn die Energiekosten so hoch sind wie die Mieten, werden sich die Menschen überlegen, ob sie mit einem dicken Pullover nicht auch bei 15 oder 16 Grad Zimmertemperatur vernünftig leben können“
Welch bitterböse Ironie des Schicksals, dass er eben diese zynischen „Ratschläge“ jetzt auch seinem eigenen Sohn geben kann.
Denn Richard Sarrazin, 30 Jahre alt, ist Hartz 4 Empfänger. Der älteste Sprössling von Ursula und Thilo Sarrazin lebt in einem Plattenbauhochhaus im Osten Berlins (Lichtenberg) und arbeitet nebenbei als Ein-Euro-Jobber als Garten- und Landschaftshelfer auf einem Friedhof.
Und so wie es aussieht, ist der junge Mann, der eine Ausbildung als als Bürokaufmann absolviert hatte, gerne arbeitslos. Im Gespräch mit der Bunten sagte er, Zitat:
„Es ist eigentlich ganz gut, arbeitslos zu sein und nicht gebraucht zu werden, weil man dann sein Lebenstempo selbst bestimmen kann.“
Das wird dem Ex-Bundesbank-Vorstand und seiner Frau sicherlich nicht gefallen. Aber wahrscheinlich genau deswegen wird Richard in der Familie ausgegrenzt und als „schwarzes Schaf“ bezeichnet:
„Meine Eltern sagen eigentlich selten etwas Gutes über mein Leben.
Ich bin für meinen Vater der Sündenbock, das schwarze Schaf der Familie.“
Auch für seine Mutter, die Lehrerin Ursula Sarrazin, hat er kaum gute Worte übrig:
„Sie ist gern zu streng und übertreibt es mit Verboten und Aufsicht. Das ging mir tierisch auf die Nerven.“
Ärger habe es meist ums Ausgehen und falsche Freunde gegeben.
Laut einer Nachbarin soll Richard Sarrazin keinen Fernseher mehr haben, weil er diesen aus dem Fenster gechmissen hat. Und auch sonst soll er unangenehm aufgefallen sein, hauptsächlich wegen Ruhestörung.
Das Foto von Richard Sarrazin zeigt einen traurigen jungen Mann, der es im Leben wohl nicht immer leicht gehabt hatte. Umso unverständlicher, und vor allem abartiger sind Sarrazins Aussagen über Hartz 4-Empfänger. Diese Hetz-Parolen scheinen jetzt nochmal in einem völlig anderen Licht. Denn viel scheint Thilo Sarrazin wohl nicht für seinen Sohn übrig zu haben. Aber noch viel schlimmer ist es, dass er sein eigenes Kind in dieser miserablen Lage lässt, und damit meine ich nicht nur das finanzielle.
Thilo Sarrazin ist jetzt Millionär, aber er lässt seinen eigenen Sohn am Hungertuch nagen, anstatt ihn zu unterstützen – Wie kalt und herzlos muß ein Vater sein, der sein eigenes Kind so hängen lässt?
Warum nimmt er ihn nicht an die Hand, und zeigt ihm den rechten Weg? Empfindet er denn keine Liebe für sein Kind?
Mir war schon immer klar, dass Thilo Sarrazin menschlich gesehen eine Null ist, ansonsten hätte er so ein Buch nicht schreiben können. Aber dass er dies wohl auch seinen eigenen Sohn spüren lässt, schockiert sogar mich.
Einfach nur noch abartig, dieser Mann.
Quellen: http://www.bunte.de/society/thilo-sarrazin-sein-sohn-lebt-von-hartz-iv_aid_23163.html
http://www.bild.de/BILD/politik/2010/12/17/thilo-sarrazin-ex-bundesbanker/verraet-ich-bin-mehrfacher-millionaer.html
http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/berlin/337818.html
http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/das-schwarze-schaf/
Siehe auch: http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/0344e19aec07fca01.php
http://www.derwesten.de/nachrichten/politik/Thilo-Sarrazin-drischt-auf-Hartz-IV-Empfaenger-ein-id23087.html
http://www.tagesspiegel.de/berlin/landespolitik/sarrazin-so-sollten-arbeitslose-einkaufen/1164148.html
https://deinweckruf.wordpress.com/2010/09/19/gregor-gysi-zu-thilo-sarrazin-brilliant-und-haargenau-auf-den-punkt-gebracht/